Den Atlantik mit dem Mittelmeer zu verbinden, verlangte dem Ingenieur Pierre-Paul Riquet viel Mut und Vorstellungskraft ab.
Heute lassen uns einige Arbeiten und spektakuläre Orte das Ausmaß seines Meisterwerks begreifen.
Die Schwelle von Naurouze, auch manchmal Schwelle von Lauragais genannt, ist ein 189 Meter hoch gelegener Pass und der höchste Punkt des Canal du Midi.
Er befindet sich an der Grenze der Départements Haute Garonne und Aude in der Gemeinde von Montferrand, nicht weit entfernt von Avignonet-Lauragais.
Die Schwelle von Naurouze liegt an der Wasserscheide zwischen Atlantik und Mittelmeer und wird daher auch Trennstaustrecke (Bief de Partage) genannt. Das bedeutet: Von diesem höchsten Punkt aus fließt das Kanalwasser auf der einen Seite Richtung Mittelmeer (Canal du Midi) und auf der anderen Seite Richtung Atlantik (Canal de Garonne). Beide Teile zusammen tragen den Namen Kanal der zwei Meere.
Die Besonderheit der Schwelle von Naurouze ist also, das an ein und demselben Ort Wasser nach Osten ins Mittelmeer sowie nach Westen in den Atlantik fließt. Stellen Sie sich vor, Sie werfen dort einen schwimmenden Gegenstand ins Wasser. Je nach Windrichtung kann er nach Osten oder Westen schwimmen und ins Mittelmeer oder in den Atlantik gelangen.
Diese Besonderheit erklärt im Übrigen den Namen der zwei Schleusen, die die Schwelle von Naurouze einrahmen: die „Ozeanschleuse“ auf Atlantikseite und die „Mittelmeerschleuse“ auf Mittelmeerseite.
Quelle: Wikipedia
Die Schwelle von Naurouze ist seit der Antike bekannt. Schon die Römerstraße zwischen Narbonne und Toulouse passierte diesen wichtigen höchstgelegenen Punkt der Region.
Pierre-Paul Riquet, der berühmte Ingenieur und Entwickler des „Canal Royal du Languedoc“ (der später in Canal du Midi umbenannt wurde) realisierte später zu Zeiten von Ludwig XIV. ein Bauprojekt an eben dieser Wasserscheide. Man suchte damals nach einer Lösung, wie man Wasser zum höchsten Punkt des Kanals (189 Meter) führen könnte. Riquet hatte die geniale Idee, hierfür das Wasser aus der Montagne Noir bis zur Schwelle von Naurouze zu bringen. Er ließ nahe der Gemeinde Revel den Saint-Ferréol-See anlegen. Von dort gelangte das Wasser über Rinnen bis zur Schwelle von Naurouze. Das Wasserdepot neigte jedoch dazu, zu versanden und wurde daher später durch eine von zwei Schleusen umrahmte Staustrecke ersetzt: den berühmten Trennabschnitt „Bief de partage“ mit seiner Ozean- und Mittelmeerschleuse.
Der Tunnel von Malpas wurde 1679 im Département Hérault in den Hügel von Ensérune gegraben. Er ermöglicht die Überquerung des Canal du Midi und der dort fahrenden Boote. Der Tunnel liegt in der Gemeinde Nissan-lez-Ensérune und war der erste Tunnel für einen befahrbaren Kanal in Europa. Sein Bau ist der Entschlossenheit seines Chefingenieurs und Entwicklers Pierre-Paul Riquet zu verdanken.
Als die Arbeiten am Hügel von Ensérune begannen, gab es eine herbe Enttäuschung. Ein paar Meter tief im harten Felsen stießen die Arbeiter auf sehr schwachen, rutschenden Sandstein. Der damaliger Premierminister Colbert, ließ die Arbeiten unterbrechen, als er von der Situtation erfuhr.
Riquet trug seinem Maurermeister Pascal de Nissan auf, die Arbeit am Tunnel trotz des Einsturzrisikos heimlich fortzuführen. Nach weniger als acht Tagen war der 170 Meter lange Tunnel mit Betondecke fertig. Pierre-Paul Riquet starb einige Monate nach Fertigstellung seines Meisterwerks.
Vom Tunnel von Malpas aus erreichen Sie zu Fuß eine Ausgrabungsstätte des Languedoc, die heute Nationaldenkmal ist: das Oppidum (aus dem Lateinischen für Dorf) von Ensérune, einem der wichtigsten gallischen Dörfer Südfrankreichs.
Wenn Sie mit dem Hausboot durch den Tunnel von Malpas wollen, ist das Oppidum ein originelles kulturelles Ziel für einen Ausflug mit Freunden oder der Familie.
Die auf einem Felsvorsprung gelegene Ausgrabungsstätte ist ein außergewöhnliches Beispiel für ein Dorf aus der Antike. Von hier aus genießen Sie die 360°-Aussicht über die Weinbauebenen und den erstaunlichen Etang de Montady. Das von Mönchen im 13. Jahrhundert drainierte Feuchtgebiet erinnert in seiner Form an das Rad eines Fahrrads und wird daher auch die Sonne von Montady genannt. Die sonnenstrahlenförmigen Gräben wurden angelegt, um 420 Hektar Land zu bestellen. Das Kanalnetz leitet das Wasser der benachbarten Zonen ins Zentrum. Durch einen 1.300 Meter langen Tunnel gelangt es anschließend in den Bach von Clavilongue.
Noch heute zeigt uns die Sonne von Montady ein im Mittelalter erdachtes Meisterwerk der Hydrokultur.